Neue Zürcher Zeitung über Regenschirme

Neue Zürcher Zeitung über Regenschirme
Diesen Artikel haben wir in der NZZ - Neue Zürcher Zeitung gefunden. Wir können der Analyse voll und ganz zustimmen.
Der Regenschirm  Die kalte, feuchte Jahreszeit bringt es an den Tag: Viele Leute leisten sich zwar extrem teure Niederquerschnitt-Winterreifen und vielleicht einen kuscheligen Cashmere-Schal, aber schon beim Schirm hört es mit der Grosszügigkeit schlagartig auf. Allenthalben führen sie schlecht funktionierende, zerschlissene, schiefe, mit Logos bedruckte, verschossene und einfach grässlich billige Schirme spazieren.  Da muss man sich schon fragen: Was nützen der teure Friseur und die Luxuskosmetik, wenn man sich nicht auch ein edles Dach über dem Kopf gönnt? Einen Schirm lässt man alle paar Wochen irgendwo liegen, werden die meisten dieser Grüselschirmträger jetzt schnell sagen. Dem entgegnen wir in altstalinistischer Stil-Mullah-Manier: Nachlässigkeit oder Dummheit ist keine Entschuldigung für schlechten Geschmack!  Ein guter, exklusiver und persönlicher Schirm ist der formvollendete Ausdruck durchdachter Eleganz. Wir sind schon sehr feinen Herren begegnet, die gar so weit gingen, sich keinen Schirm «ab Stange» zu kaufen, sondern diesen stattdessen vom italienischen Schirmmacher in Florenz auf Mass machen zu lassen. Warum? Weil ein Schirm, in geschlossenem Zustand freilich, auch ein Gehstock sein kann, der auf die individuelle Körpergrösse Rücksicht nimmt.  Ganz so weit wollen wir nicht gehen, uns aber dennoch für mehr schöne und schicke Schirme aussprechen. Grelle Farben und Gratisschirme, welche von Banken, Versicherungen oder Lokalradiostationen als Werbegeschenke abgegeben wurden, sind pfui. Ausserdem halten sie meistens keine Saison durch, weil sie derart lausig gefertigt sind.  Damen sehen mit einem gefütterten Schirm gut aus, der die Metallstäbe hinter feinem Stoff verbirgt - dies schützt auch die Frisur, die sich nicht in ihnen verheddern kann. Burberry hat ein solches Modell, natürlich im typischen Karo. Herren tragen vorzugsweise einen dunklen Schirm aus matt schimmernder (Kunst-)Seide, wobei der Stockschirm auf jeden Fall die elegantere Wahl als der kompakte Knirps ist. Dieser ist aber eine gute Ergänzung und sollte als Schirm für Notfälle oder Begleitungen bereitgehalten werden. Natürlich gibt ein Herr der Dame unter dem Schirm den Vorzug, wobei er diesen aber weiterhin selbst festhält. Jeroen van Rooijen
9 years ago